Mark Jenkins verwandelt die zone contemporaine in einen Erfahrungsraum mit lebensgrossen, hyperrealistischen Skulpturen. In unterschiedlichen Posen und teilweise in Interaktion, spiegeln die Figuren unsere menschlichen Handlungen und stehen als Metaphern für die heutige Gesellschaft. Die Gesichter sind durch Masken oder Kapuzen verdeckt, der Künstler verhindert damit eine emphatische Verbindung, die der Blick in ein menschliches Gesicht auslösen könnte. Gefühle der Entfremdung, Überraschung sowie Irritation werden verstärkt und der Fokus liegt auf der Haltung und Präsenz der Skulpturen. Jenkins vermag durch die meisterhafte Komposition sowie Umsetzung seiner Werke eine Interaktion und emotionale Reaktion von Mensch und Abbild hervorzurufen. Wir freuen uns daher ganz besonders, mit der Ausstellung fight or flight die erste Einzelpräsentation des Künstlers in der Schweiz zu eröffnen.
Mark Jenkins begann 2001 künstlerisch zu arbeiten und fertigte zwei Jahre später die ersten Skulpturen an. Die Herstellungstechnik der lebensechten Figuren entwickelte er selbst: Das menschliche Model – in dieser Ausstellung der Künstler selbst – wird erst mit Klarsichtfolie und danach mehrfach mit Klebeband umwickelt. Diese Tape-Form wird aufgeschnitten, vom Modell abgenommen, erneut verschlossen und zur Stabilisierung mit Bauschaum, Zement und einem Holzgerüst ausgefüllt. Abschliessend zieht Jenkins den Figuren seine eigenen Kleidungstücke an. Die Skulpturen wurden eigens vom Künstler für fight or flight vor Ort in der zone contemporaine produziert und mit einer bestehenden Arbeit zu einer raumgreifenden Installation kombiniert. Seine schnelle Arbeitsweise, eine Figur kann im Laufe eines Tages entstehen, und die Verfügbarkeit der Materialien erlauben Jenkins, unmittelbar auf seine Umgebung zu reagieren und beinahe überall zu arbeiten.
Der Künstler machte mit Installationen an öffentlichen Plätzen auf sich aufmerksam und befasst sich mit sozialkritischen und tabuisierten Themen wie Gewalt, Suizid, Isolation und Umweltzerstörung. Jenkins Werke zeichnen sich durch einen präzisen, kreativen und herausfordernden Umgang mit seinem Medium aus, er ist ein Pionier der Skulpturintervention im öffentlichen Raum. Kunsthistorisch knüpft er an bedeutende Positionen wie Juan Muñoz, George Segal und Duane Hanson an, wobei insbesondere Hanson mit seinen dreidimensionalen Alltagsdarstellungen amerikanischer Personen ein wichtiger Vorreiter war. Jenkins wird international in Galerien, Institutionen und im öffentlichen Raum ausgestellt, zuletzt 2022 in der Fabien Castanier Gallery, Miami, 2021 bei ruttkowski;68 in Düsseldorf und im gleichen Jahr im Rahmen des Project84 in London.