Evol
Vernissage |10|04|19 19 Uhr
Mit Architektur als Metapher für den Zustand der Gesellschaft beschäftigt sich EVOL. Seine Reihe der "Plattenbauten" fungieren als Symbol einer gescheiterten politischen und sozialen Utopie. Sie werden, wie kleine Mahnmale der an den Stadtrand gedrängten grossen Brüder, wieder in das kollektive Gedächtnis der herausgeputzten Innenstädte installiert. Parasitär bemächtigen sie sich dabei gewohnter sowie gewöhnlicher Strukturen und Situationen. Diese erhalten in der urbanen Umwelt, durch die minimalen Eingriffe, eine andere Bedeutung.
Bereits seit beinahe 15 Jahren realisiert Evol seine Interventionen und Installationen, neben Deutschland auch in England, Norwegen, den USA, Russland oder Frankreich, etwa auf Einladung des Palais de Tokyo in Paris, und auch China – hier war er 2010 der erste von 6 Künstlern, der den Deutschen Pavillon an der Weltausstellung in Shanghai bespielte. Wir freuen uns daher ausserordentlich, Evol mit der Ausstellung "It is what it isn‘t and it isn‘t what it is" in der zone contemporaine begrüssen zu können.
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde die Plattenbau-Architektur als unliebsame Hinterlassenschaft einer sozialistischen Ideologie, als problematisches Zeugnis einer Massenarchitektur und als unmenschliche Wohnform verschrien. Diese Wohnmaschinen, mit ihrem postsowjetischen, brutalistischen und monumentalen Reiz, versucht Evol an jeder Ecke von Berlin in Erinnerung zu halten. Er arbeitet mit Fundstücken aus dem öffentlichen Raum, Stromkästen, gebrauchtem Baumaterial, Betonpollern, denen er durch einfache Eingriffe eine neue Bedeutung verleiht. Bei seinen ortspezifischen Installationen an Unorten führt der Künstler die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die strikte geometrische Form der Plattenbau-Architektur und gleichzeitig auf die vielen kleinen Details, die vom Leben in diesen Bauten zeugen, wie Parabolantennen, unterschiedliche Vorhänge und Klimaanlagen.
Er transformiert die Banalitäten des Alltags durch Hinzufügung von Farbe in Architekturen ganz anderer Massstäblichkeit. So übermalt er den Sockel eines nicht mehr vorhandenen Technikgerätes mit der Fassade eines äusserst belanglosen Wohnhauses aus der Zeit des grossen Massenwohnungsbaus, ohne den alten Klotz zuvor einer Säuberung zu unterziehen. Schmutz, Beschädigungen, Gebrauchsspuren machen die Individualität des Alltäglichen aus, werden zur Besonderheit, ermöglichen innere Entdeckungsreisen in die Geschichte von Ort und Objekt. Die Makel des Bestandes werden zum Schönheitsfleck des Neuen.
Seine ruhigen Arbeiten, schreien nicht nach Aufmerksamkeit, wenn man sie aber in den Strassen von Berlin entdeckt, ist es wie ein Augenzwinkern.